Vernissage: Donnerstag, 13 Juni 2024, 18 Uhr
Begrüßung: Professorin Elke Wolf
Einführung: Dr. Rainer Beßling
Förderer: Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Waldemar-Koch Stiftung, Freunde und Förderer der Villa Ichon
Torsten Schmidt lebt seit 1987 in Bremen und war zum Studium der Rechtswissenschaften von Amsterdam zugezogen. In den Jahren zuvor hatte er in Amsterdam als Sozialarbeiter/Streetworker in der Drogenszene gearbeitet. In dieser Zeit entstand eine zehnjährige, umfangreiche fotografische Dokumentation über die Menschen in der Drogenszene. Diese fotografische Arbeit fand ihren Abschluss in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und den Niederlanden.
In Bremen war er ehrenamtlich und beruflich im sozialen Feld engagiert. Daneben hatte er aber immer auch eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Problematik der Menschen gesucht, zu denen er beruflichen Zugang hatte. So ist diese, nun in der Villa präsentierte Ausstellung über Menschen entstanden, deren Lebensmittelpunkt zumeist auf der Schattenseite unseres Zusammenlebens liegt.
Anders als seine Amsterdamer Arbeit, die vorrangig dokumentarischen Charakter hatte, konzentriere er sich heute auf das Porträt – vermischt mit Stillleben häuslicher Szenen. Und anders als in Amsterdam beschränkt sich die Ausstellung nicht auf Menschen in der Drogenszene. Abgebildet wird ein breites Spektrum von Personen und Schicksalen: Menschen mit Psychiatrieerfahrung, Obdachlosigkeit, Demenz, Alkoholismus, Abhängigkeit, Heimerfahrung, Armut, Alter etc.
Die Fotografien sind nahe an den Menschen entstanden – nicht beschönigend, aber wissend um die Komplexität und Widersprüche ihres Lebens. Menschen unter uns: Bremer Porträts … vom Rand. In der öffentlichen Wahrnehmung häufig als soziales Problem ausgegrenzt und doch Teil von allem.
Den BetrachterInnen der Bilder werden häufig bei den Abgebildeten keine Zuordnung oder Einordnung gelingen; zumal auch die Wohnraumszenen nicht erkennbar einer Person zugeordnet sind. Dies ist Teil des Konzeptes, zu dem Torsten Schmidt in seinem Portfolio schreibt: „In der fotografischen Darstellung und Ausrichtung habe ich (nicht konsequent) die Erkennbarkeit der Porträtierten zurückgenommen. Es bleibt etwas verdeckt, schemenhaft, nicht erkennbar – etwas, was wir aber dringend suchen: Das Antlitz des Menschen, als Orientierung und subjektive Matrix unserer Intuition, mit der wir eine erste Verortung des unbekannten Gegenübers vornehmen. Wir sind uns schnell sicher. Doch was, wenn das Portrait sich ziert – die beigestellten Bilder privater Räume ohne Zuordnung sind? Die BetrachterInnen sind aufgefordert, das Verheimlichte, das Verdeckte, den Moment der Geschichte mit eigenem Erspüren und eigener Erfahrung zu vollenden. Die Gewissheit bleibt versagt; außer in dem – im gegenseitigen Dialog zwischen Portrait und BetrachterInnen entstandene Bild. („Davon mache ich mir ein eigenes Bild…“).“
Die Bilder sollen – im übertragenen Sinne – den Menschen, denen die meisten in ihrem Alltag nicht begegnen, eine „bildliche Stimme“ geben, indem sie die BetrachterInnen zu einem Dialog auffordern.
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