Lothar Bührmann (1946 – 2019)
Künstlerischer Leiter der Villa Ichon (2004 – 2019)
Bemerkungen zum Zeichnen von Cartoons
Das Fazit im Voraus: ein geglückter Cartoon, das bedeutet für mich größte Freiheit am Anfang und größtmögliche Geschlossenheit am Ende der Arbeit, intensivste und intime Form des Zeichnens, Nähe zu mir selber, Kunst.
Ich bin nicht immer heiter, ich bin meist ernst. Ich will immer hinter die Dinge schauen, dem nicht auf Anhieb Sichtbarem auf die Spur kommen, es in Metaphern kleiden.
Bisweilen verschlüssele ich die Botschaft so kompliziert, dass das Rätsel sich kaum lösen lässt, mitunter auch gar nicht oder ganz anders. Wer zu bequem ist, sich in derlei Gedanken-Abenteuer hinein zu sehen, hat in diesen Cartoons nichts verloren. Oft sind die Zeichnungen wie Lesebilder, die man, ehe man in ihre Syntax eindringt und ihrem Inhalt nachspürt, buchstabieren muss – um sie “verstehen” womöglich genießen zu können.
Auf jedes Detail, auf jedes Zeichen, jedes Bild, die festgelegt sind, suche ich eine Antwort, als Annäherung und als Weiterführung. Hinter einem solchen Verfahren steht die Erwartung und Hoffnung, dass der Cartoon meinem Denken immer näher kommt, dass die fertige Zeichnung und meine Welt der Empfindungen und Überlegungen, der ästhetischen Vorstellungen sich im Prozess von Frage und Aussage und meine Antwort aufeinander zu bewegen.
So öffnet das Zeichnen von Cartoons die Möglichkeit, der engen unverwechselbaren Zeichensprache -also Ikonografie – auf der Spur zu sein, ja sie wenigstens ansatzweise zu beherrschen.
Das Zwiegespräch zwischen den Zeichen auf dem Papier und mir, macht mich vor mir selber wahrnehmbar. Denn das, was ich in Form stark stilisierter, verkürzter und verdichteter Zeichnungen setze, ist keine Widerspiegelung von Erlebnissen, sondern von Empfindungen, von Mitleid, Trauer und Empörung etwa, ist eine Kette, ein Arrangement innerer Bilder, Cartoons eben, Kunst vielleicht.
Lothar Bührmann (Januar 2015)
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